Wenn Kinder trauern – PSNV stellt sich schwierigen Fragen
Im Februar-Dienstabend der PSNV-Bereitschaft drehte sich alles um das Thema „Umgang mit Tod und Trauer bei Kindern“.
Hierzu waren zwei erfahrene Mitarbeiterinnen der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) des benachbarten DRK-Kreisverband Rhein-Necker / Heidelberg angereist, um unsere Helferinnen und Helfer zu schulen. Anwesend waren neben den Einsatzkräften aus dem DRK auch Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger aus dem Stadt- und Landkreis Karlsruhe.
Einleitend wurde aus dem Kinderbuch „Abschied von Rune“ vorgelesen. Sehr eindrücklich erzählen hier die Autoren, wie Sara den Unfalltod ihres Freundes erlebte, und wie die Eltern sie kindgerecht mit den Themen Sterben, Tod und Trauer begleiteten. Ihren Fragen wurde nicht ausgewichen, sondern altersentsprechend Antworten gefunden. Sara konnte so ihre Gefühle von Wut und Trauer verstehen lernen.
Im zweiten Teil wurde thematisiert, wie sich das Verständnis von Kindern entwickelt. Kleinkinder bis 3 oder 4 Jahren können zum Beispiel noch nicht begreifen, was es bedeutet „für immer“ tot zu sein. Sie fragen immer wieder nach, wann z.B. Opa wieder kommt. Sechs- bis Neunjährige haben dagegen schon ein deutlicheres Verständnis für den Tod, entwickeln aber auch eigene Schuld- oder Angstgefühle um noch lebende Angehörige. Normal sei, dass Kinder schnell zwischen traurigen Phasen und Spaßhaben hin und her wechseln.
In einer Gruppenarbeit wurde nun überlegt, welche Sätze und Floskeln in einer akuten Betreuungssituation gut oder völlig inakzeptabel wären. So sollen manche gut gemeinten Umschreibungen des Todes, wie zum Beispiel „Deine Oma ist eingeschlafen“ oder „Deine Mama ist auf einer großen Reise“ vermieden werden. Kinder könnten dadurch Ängste vor dem Einschlafen entwickeln oder auf die Rückkehr der Mutter warten.
Anschließend erzählten die Referentinnen Manuela Schütz und Eva Esleben von ihren Erfahrungen aus den PSNV-Einsätzen mit Kindern. Häufig werden die beiden, selbst ausgebildete Erzieherinnen, von Kindergärten angefragt, wenn es dort einen Todesfall im familiären Bereich gab. Was brauchen die betroffenen Kinder jetzt? Wie kann man die Eltern gut beraten? Was können die Erzieherinnen unterstützend anbieten?
In einer abschließenden Übung wurden die PSNV-Helfer jeweils mit einer Kinderfrage aus einer Trauersituation konfrontiert. „Wie ist das, wenn man tot ist?“, „Was ist, wenn Papa im Sarg wieder aufwacht?“ oder „Muss ich jetzt auch sterben?“ Gemeinsam wurden Formulierungen gefunden, die den Kindern helfen sollen, das Unbegreifliche zu verstehen.
So bekamen die Karlsruher PSNV'ler an diesem Abend viele wertvolle Tipps, wie sie in ihren Einsätzen Kinder noch besser begleiten und auf ihre Fragen kindgerecht und ehrlich eingehen können. Bereitschaftsleiter Michael Fischer dankte am Ende den beiden ehrenamtlichen Gastreferentinnen für ihr Kommen und das große Engagement für trauernde Kinder mit einem kleinen Präsent. Auch der Vorsitzenden des DRK-Ortsverein Kronau Ralf Bork, der die Räumlichkeiten für den Dienstabend zur Verfügung stellte, bekam zum Dank ein kleines Geschenk.
Text: Michael Fischer