Neustart in Deutschland
Mohamad Ayyash ist vor knapp vier Jahren aus Syrien geflohen. Seit Mai letzten Jahres arbeitet der 31-Jährige nun als Rettungssanitäter im Kran-kentransport beim Deutschen Roten Kreuz.
Die Flucht aus Syrien
In Deutschland hat Mohamad mittlerweile eine zweite Heimat gefunden. Gemeinsam mit seinem Bruder floh er damals vor dem Krieg in Syrien. Dafür brach er sein Jurastudium ab und gab sein Ziel Rechtsanwalt zu werden auf. „Meine restliche Familie lebt noch immer in Syrien“, so Mohamad. Auch diese musste er zurücklassen. Für die strapaziöse Flucht benötigten die beiden etwas mehr als zwei Wochen. Nach zahlreichen Zwischenstationen in Deutschland landete er schließlich im Raum Karlsruhe, genauer gesagt in Sulzfeld. Dort lebt er zusammen mit seinem Bruder in einer kleinen Wohnung. Auch wenn er bei seiner Ankunft in Deutschland voller Hoffnung auf eine bessere Zukunft war, hatte sich der junge Syrer nicht vorstellen können, dass er in seiner neuen Heimat eine völlig neue Berufskarriere beginnen würde.
Über Umwege zum Deutschen Roten Kreuz
Vor seinem Jurastudium in Syrien übte Mohamad verschiedene Berufe aus. So leitete er unter anderem einen Laden, der sich auf den Verkauf von Klimaanlagen spezialisierte. In Deutschland wollte er in diesem Beruf wieder Fuß fassen, was sich jedoch schwierig gestaltete. „Dann habe ich überlegt Bus- oder Bahnfahrer zu werden“, erzählt er. Doch auch diesen Plan hat er auf Eis gelegt. Über Freunde erfuhr er schließlich vom Deutschen Roten Kreuz und der dort angebotenen Ausbildung zum Rettungssanitäter. Insgesamt drei Monate absolvierte er die entsprechende Ausbildung in Sinsheim. Seit Mai 2019 arbeitet er im Krankentransport in der DRK-Krankentransportwache in Grötzingen. Sein Vorgesetzter Frank Eckardt schätzt an ihm besonders sein Engagement im Berufsalltag. Da der Krankentransport viele positive Erfahrungen mit Flüchtlingen machen konnte, arbeiten aktuell bereits sechs Syrer dort in Festanstellung.
Der Arbeitsalltag im Krankentransport
Wenn eine Frühschicht ansteht, beginnt der Arbeitstag für Mohamad bereits um vier Uhr morgens, damit er pünktlich zum Arbeitsbeginn um 6 Uhr bei der Dienststelle in Grötzingen ist. Eine Schicht dauert in etwa acht bis neun Stunden. Kein Arbeitstag gleicht dem anderen, da man nie im Voraus weiß wie viele- und vor allem was für Einsätze anstehen. „An meiner Arbeit schätze ich besonders das gute Miteinander zwischen den Kolleginnen und Kollegen“, meint Mohamad. Die größte Herausforderung im Berufsalltag stellt für den 31-jährigen die sprachliche Barriere dar. „Besonders Menschen, die Dialekt sprechen, habe ich anfangs schwer verstanden,“ erzählt er. Doch auch das gelingt ihm immer besser.
Das Leben in Deutschland
Anfangs hatte es Mohamad auf Grund der Sprache und der neuen Kultur nicht leicht in Deutschland. Über ein Jahr lang wartete er auf sein Visum und die damit verbundene Möglichkeit eine Sprachschule besuchen zu dürfen. „Solange habe ich anhand von YouTube-Videos im Internet versucht Deutsch zu lernen“, erinnert sich Mohamad zurück. Mit Erfolg. Normalerweise benötigt man etwa neun Monate Unterricht in der Sprachschule, um das Sprachniveau B1 zu erreichen. Mohamad absolvierte die entsprechende Prüfung bereits nach drei Monaten. Damit legte er einen wichtigen Grundstein für seinen Weg, um beim DRK zu arbeiten.
Auch in Bezug auf seine Zukunft zeigt sich der junge Syrer ehrgeizig: „Mein Traum ist es mir irgendwann eine eigene Wohnung oder gar ein Haus leisten zu können.“ Für dieses Vorhaben drücken wir ihm ganz fest die Daumen.