Für den Fall X vorbereitet
Ehrenamt übt das Einsatzstichwort „Dekontamination Verletzter“
„Was wäre wenn…“: Um dieser Frage eine positive Antwort zu geben, müssen Einsatzkräfte sämtliche denkbaren Szenarien trainieren. Nur so können im Ernstfall die Handgriffe sitzen. Eine solche groß angelegte Übungslage klingelte den Kreis am Morgen des 15.04.2023 aus den Betten, mit dem Einsatzstichwort „Dekontamination Verletzter“ (DekonV). Die Annahme war, dass sich im Thomas-Mann-Gymnasiums in Stutensee ein Unfall mit einem chemischen Stoff ereignete. Bei einem missglückten Versuch im Chemieraum der Schule wurde Brom freigesetzt. Hierbei wurden sowohl die Lehrkraft, zwei anwesende Referendare, als auch eine zunächst unbestimmte Anzahl an Schülern, durch den Kontakt mit dem Stoff verletzt oder kontaminiert. Initial konnten 40 der insgesamt 50 Betroffenen den Gefahrenbereich selbstständig verlassen. 10 Personen wurden durch die örtliche Feuerwehr gerettet und ins Freie gebracht.
In der Erstphase wurde vor der Schulsporthalle eine sogenannte Verletztenablage gebildet, welche im weiteren Einsatzverlauf auch beibehalten wurde. Der involvierte Notarzt, inzwischen aber selbst als kontaminiert einzustufenden, entschied, dass Patiententransporte in Kliniken auf Grund der Eigengefährdung der Einsatzkräfte erst nach erfolgter Dekontamination durchgeführt werden können. Auf Grund der hohen Anzahl Betroffener wurde neben der DekonV Einheit auch eine Einsatzeinheit zur Einrichtung einer strukturierten Patientenablage angefordert. Der DekonV-Platz ist materiell und personell so ausgelegt, dass in einer Stunde 50 Patienten dekontaminiert werden können.
Das Ehrenamt vom Roten Kreuz war mit seinen Einsatzeinheiten Ost und Mitte, sowie dem Einsatzführungsdienst der Kreisbereitschaftsleitung vor Ort. Die Einsatzeinheit Ost war beim Aufbau und Betrieb des DekonV-Platzes eingebunden. Die Einsatzeinheit Mitte hat die nachgelagerte Patientenablage aufgebaut und betrieben. Letztlich wurden rund 50 Mimen von DRK und DLRG dekontaminiert, welche durch das Schminkteam des Kreisverbandes geschminkt wurden. Diese Betroffenen wurden in Summe von knapp 200 Helferinnen und Helfer von DRK und Feuerwehr versorgt.
Das Amt für Bevölkerungsschutz im Landkreis Karlsruhe hat die Übung initiiert, um die Leistungsfähigkeit zu prüfen und das Einsatzkonzept zu testen. Federführend waren hier Luca Arsic, der im Landratsamt Karlsruhe u. a. für den Bereich ABC-Einheiten zuständig ist, und Feuerwehrkommandant Gregor Peters der Feuerwehr Stutensee. Die Organisatoren und Leitungskräfte bewerteten den Übungsverlauf sehr positiv. Betont wurde, dass dies in dieser Größenordnung erstmalig stattfand. Verbesserungspotential wurde auch sichtbar und kann nun konzeptionell verändert werden. „(…) Eine solch realistisch durchgeführte Übung schafft Erkenntnisse, die man am Schreibtisch nicht entwickeln kann“, stellt der Stellvertreter des Landratsamtes nach Übungsschluss fest. Das große Engagement und die gemeinschaftsübergreifende Zusammenarbeit wurden außerordentlich sichtbar.
Bilder: DRK und DLRG/Thorsten Silbermann