Erste Hilfe-Mythen
Besser gar nicht helfen, um nicht vielleicht etwas falsch zu machen? Bei Nasenbluten den Kopf in den Nacken legen? Irrtümer wie diese halten sich hartnäckig. Lesen Sie, was wirklich stimmt und was nicht.
Nach Schätzungen der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin (DGAI) wenden nur etwa 40 Prozent der Umstehenden bei einem Herzstillstand die potenziell lebensrettende Herzdruckmassage an. Weil sie es nicht können oder sich nicht trauen. Matthias Krause, Kreisausbildungsleiter beim DRK-Kreisverband Karlsruhe, räumt mit sechs verunsichernden Mythen auf:
Mythos 1: „Wer falsch hilft, macht sich strafbar.“
Diese Behauptung ist falsch und kann im schlimmsten Fall sogar Leben kosten. Denn jede Hilfe ist wichtig, auch wenn nicht alle Handgriffe perfekt sitzen. Dafür ist schließlich der Rettungsdienst da. Dieser muss gemäß der Hilfsfrist in 95 Prozent aller lebensbedrohlichen Notfälle innerhalb von zwölf Minuten vor Ort sein. Bis dahin erhöhen selbst simple Maßnahmen, wie die stabile Seitenlage, welche die Atemwege freihält, die Überlebenschancen. Liegt die Führerscheinprüfung Jahre zurück, ist der Besuch eines Erste-Hilfe-Auffrischungskurses empfehlenswert: „Je besser die Handgriffe sitzen, umso niedriger ist die Hemmschwelle zu helfen. Die schlechteste Option ist, nichts zu tun – denn unterlassene Hilfeleistung ist im Gegensatz zum ‚falschen‘ Helfen tatsächlich strafbar“, erklärt Matthias Krause.
Mythos 2: „An einer Unfallstelle zuerst den Notruf absetzen.“
Frühzeitig die 112 zu wählen, ist wichtig und richtig. „Bei Verkehrsunfällen hat jedoch die eigene Sicherheit und das Sichern der Unfallstelle oberste Priorität: Warnblinker setzen, Warnweste anziehen und Warndreieck aufstellen! Dann den Notruf absetzen und Erste Hilfe leisten“, sagt Krause. Mehrere Helfende können die Aufgaben unter sich aufteilen und gleichzeitig erledigen.
Mythos 3: „Verbrennungen kühlt man mit Eis oder Eiswasser.“
Dieser Gedanke liegt zwar nahe, birgt jedoch eine Gefahr: Durch die beschädigte Hautbarriere ist die Wärmeregulation des Körpers gestört, was zu Unterkühlung führen kann. „Daher nur kleine Brandwunden oder Verbrühungen in der Größe des Handtellers unter fließendem, handwarmen Wasser kühlen. Bei Verbrennungen, die größer als der Handteller sind, stets den Notruf wählen.“
Mythos 4: „Blutende Nasenlöcher mit einem Stopfen verschließen.“
Sicherer und effektiver ist es, die Nasenflügel mit den Fingern zusammenzudrücken. Einen kühlen Lappen in den Nacken legen, den Kopf vorneigen und mit der freien Hand abstützen. Stoppt die Blutung nicht nach wenigen Minuten, Notruf absetzen. „Übrigens sollte man den Kopf nicht in den Nacken legen. Fließt das Blut in den Magen, löst es Übelkeit und Erbrechen aus. Fließt es in die Atemwege, droht Erstickungsgefahr.“
Mythos 5: „Stark blutende Wunden muss man abbinden.“
In der Regel reicht ein Druckverband aus, um eine Blutung zu stillen. Alternativ legt man eine sterile Wundauflage auf die Wunde und übt Druck mit den Fingern oder der Hand aus. „Das Abbinden von Gliedmaßen durch medizinische Laien hingegen birgt immer die Gefahr von Gewebeschäden durch die fehlende Blutzirkulation. Lässt sich die Blutung nicht stoppen, sollte ein zweiter Druckverband auf den bereits bestehenden platziert werden und der Notruf abgesetzt werden.“
Mythos 6: „Bei Vergiftungen soll man Erbrechen auslösen.“
Allgemeingültige Empfehlungen zu Vergiftungen sind nicht möglich, da je nach Substanz, Menge und Art der Aufnahme (getrunken, inhaliert, berührt) andere Maßnahmen nötig sind. „Stets gilt jedoch: Giftreste aus dem Mund entfernen, kein Erbrechen auslösen und keine Milch trinken! Sofort die Vergiftungs-Informations-Zentrale Freiburg anrufen, die rund um die Uhr erreichbar ist (0761 19240). Bei Symptomen die 112 wählen.“
„Aufklärung sowie ein Auffrischungskurs nach spätestens drei Jahren sind wichtig.“ DRK-Kreisausbildungsleiter Matthias Krause
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Text: Mit freundlicher Unterstützung der AOK Mittlerer Oberrhein