Mentale Gesundheit in Krisenzeiten
Sieben Tipps wie es gelingen kann, besser mit schweren Zeiten umzugehen.
Fernsehnachrichten, Push-Notifikationen oder Beiträge in den sozialen Medien – das Bedürfnis nach und die Menge an aktuellen Informationen hat mit dem Konflikt in der Ukraine und dessen globale Folgen deutlich zugenommen. Unser Gehirn ist somit nahezu ständig damit beschäftigt, Videos und Artikel zu filtern, einzuordnen und zu interpretieren. Bei vielen von uns kann das zu Überforderung oder gar einer depressiven Verstimmung führen.
Frau Dr. Birgit Wahl ist Expertin sowie fachliche Leitung der Psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) beim Bayerischen Roten Kreuz und hat in einem Interview unsere Gefühle eingeordnet und sieben Tipps gegeben, wie es gelingen kann, mit der Situation besser umzugehen.
Die Zusammenhänge
„Wir sehen die Bilder und sorgen uns um uns und andere. Dies führt zu Ängsten und dauerhaftem Stress. Unser Gehirn schüttet Stresshormone aus, wie z. B. Adrenalin und Cortisol. Gleichzeitig werden auch unsere Urinstinkte aktiviert – dies ist beispielsweise der Impuls, sich ,tot zu stellen‘ oder aber flüchten zu wollen. Unser Problem ist jedoch, dass vor allem Letzteres, also die Flucht, in unserer modernen Gesellschaft kaum möglich ist – denn man ist quasi in jeder Sekunde mit der Situation konfrontiert. Das führt in einen Zwiespalt: wir wissen nicht, wie wir mit der Situation umgehen sollen. Dazu kommen weitere Gefühle wie Betroffenheit oder Wut. In Kombination mit der Handlungsunfähigkeit, die wir im ersten Augenblick spüren, fühlen sich die meisten machtlos und ohnmächtig. Eine gefährliche Mischung, die zu dauerhaftem Stress im Körper führt“, sagt die Expertin Dr. Birgit Wahl.
- 1. BEGRENZEN SIE IHRE MEDIEN NUTZUNG Konsumieren Sie Nachrichten und soziale Medien nur zwei bis drei Mal pro Tag. Vermeiden Sie die Nutzung direkt nach dem Aufwachen oder kurz vor dem Einschlafen.
- 2. SEIEN SIE EIN VORBILD Kinder spiegeln das Verhalten von Eltern, Großeltern oder anderen Vorbildern in ihrem direkten Umfeld. Klären Sie Kinder darüber auf, wie moderne Medien genutzt werden und wo die Stolpersteine liegen.
- 3. SCHALTEN SIE PUSH-NOTIFIKATIONEN AUS Sie können kontrollieren, wann und wie häufig Sie Nachrichten-Apps nutzen. Ohne Notifikationen entscheiden Sie sich bewusster für Momente, in denen Sie relevante Inhalten konsumieren wollen und können.
- 4. DISTANZ ZUM SMARTPHONE GEWINNEN Nachdem Sie Nachrichten gelesen und Ihre soziale Medien genutzt haben, versuchen Sie, Ihr Smartphone für ein paar Stunden wie ein Festnetztelefon zu behandeln und lassen Sie es in einem anderen Raum.
- 5. NEHMEN SIE SICH ZEIT, MIT ANDEREN ZU SPRECHEN Wir alle können von den Nachrichten überfordert werden. Wenn Sie und Ihre Lieben nicht genau wissen, wie Sie mit bestimmten Meldungen umgehen sollen, nehmen Sie sich Zeit, gemeinsam darüber zu sprechen.
- 6. SCHLAFEN SIE GUT Ausreichender und guter Schlaf ist wichtig, um Ihre mentale Gesundheit zu stärken. Achten Sie daher auf einen erholsamen Schlaf und holen Sie sich Unterstützung, falls es Ihnen nicht gelingt.
- 7. HANDELN SIE Handeln ist ein wirksames Mittel zur Überwindung von Ohnmachtsgefühlen und Ängsten. Es vermittelt ein Gefühl der Kontrolle und ist eine nützliche Bewältigungsstrategie. Konzentrieren Sie sich auf die Dinge, die Sie beeinflussen können.
Text/Quelle: Bayerisches Rotes Kreuz